Zeitzeugengespräch mit Hans-Jürgen Fink: Einblick in die Geschichte des Kalten Krieges

Am Montag, den 12. Februar 2025, fand im zweiten Block ein besonderes Zeitzeugengespräch in der zwölften Klasse statt. Hans-Jürgen Fink, ein renommierter Journalist und Historiker, der sich intensiv mit der deutschen Nachkriegsgeschichte und dem Kalten Krieg beschäftigt hat, teilte seine persönlichen Erlebnisse und Erkenntnisse mit den Schülerinnen und Schülern. Die Klasse stellte viele Fragen und folgte aufmerksam seinen Schilderungen.

Eine beeindruckende Biografie

Hans-Jürgen Fink wurde 1942 in Osthelden (Nordrhein-Westfalen) geboren und wuchs am Niederrhein in Rees auf. Nach dem Abitur in Emmerich im Jahr 1961 studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Köln und Göttingen. Seine akademische Laufbahn führte ihn 1967 zur Forschung an der Ökonomischen Hochschule in Prag, bevor er sich von 1968 bis 1979 intensiv mit Kommunismus- und DDR-Forschung in der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik in Bonn auseinandersetzte. Seine journalistische Karriere begann 1979 als Redakteur beim Deutschlandfunk in Köln. Später war er als Korrespondent in West-Berlin (1985–1990) und Potsdam (1990–1994) tätig, bevor er als Regierungssprecher in Sachsen-Anhalt und später als Sprecher der EXPO-Korrespondenzregion Sachsen-Anhalt arbeitete. Nach mehreren Jahren als Redakteur und Abteilungsleiter beim Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur ist er bis heute als freier Journalist tätig.

Kindheit im Nachkriegsdeutschland

Fink berichtete eindrucksvoll von seiner Kindheit in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Er schilderte, wie die amerikanischen Truppen sein Heimatdorf befreiten und er mit einem Blechteller zur Feldküche geschickt wurde. Er erinnerte sich an den Anblick von Schutt und Asche, an zerstörte Städte und den harten Wiederaufbau. Der Kalte Krieg prägte seine Jugend: Die Teilung Deutschlands, die Berliner Blockade 1948 und die damit verbundene Luftbrücke waren zentrale Ereignisse, die das Verhältnis zwischen Ost und West nachhaltig veränderten.

Die Teilung Deutschlands und der Kalte Krieg

Ein Schwerpunkt des Gesprächs war die Entwicklung des Kalten Krieges und die Konfrontation zwischen der Sowjetunion und den westlichen Alliierten. Fink erklärte, wie sich Deutschland in zwei Staaten aufspaltete: die Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 und der DDR am 7. Oktober 1949 markierten das Ende der deutschen Einheit. Die Schülerinnen und Schüler zeigten besonderes Interesse an der Berliner Mauer, die 1961 errichtet wurde und Ostdeutschland vom Westen isolierte. Fink schilderte eindrucksvoll, wie diese Mauer nicht nur eine physische, sondern auch eine ideologische Barriere zwischen den Menschen darstellte.

Studentenbewegung und politische Umbrüche

Fink berichtete von seiner Zeit als Student in den 1960er-Jahren und den politischen Auseinandersetzungen jener Zeit. Die westdeutsche Gesellschaft war stark vom Antikommunismus geprägt, was sich in einer strikten Ablehnung jeglicher Kontakte zur DDR zeigte. Dennoch organisierte Fink einen Studentenaustausch mit Prag, was auf große Widerstände in der westdeutschen Politik stieß. Er erzählte, wie er einen Brief an den damaligen Bundeskanzler schrieb, um finanzielle Mittel für den Austausch freizumachen, was letztlich Erfolg hatte.

Die Wende 1989 und die Wiedervereinigung

Ein besonders persönlicher Moment des Gesprächs war Finks Schilderung der politischen Wende von 1989. Als Deutschlandfunk-Korrespondent in Berlin erlebte er die Ereignisse hautnah mit. Er berichtete von Reisen durch die DDR, Gesprächen mit Bürgern und dem allmählichen Wandel, der schließlich zur Wiedervereinigung führte. Er betonte, dass viele Menschen in Ostdeutschland zunächst vorsichtig waren, was die Vereinigung mit dem Westen anging, und dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unterschiede noch lange nachwirkten.

Einblick in den historischen Kontext

Finks Ausführungen gaben den Schülerinnen und Schülern einen tiefen Einblick in die Geschichte des Kalten Krieges, aber auch in die gesellschaftlichen Entwicklungen Westdeutschlands. Themen wie der Volksaufstand in der DDR 1953, der Ungarnaufstand 1956, die Kubakrise 1962 und die Ostpolitik Willy Brandts wurden anschaulich und lebendig erklärt. Besonders die Rolle der Medien und des Journalismus im geteilten Deutschland wurde aus seiner Sicht als langjähriger Deutschlandfunk-Redakteur beleuchtet.

Fazit: Geschichte lebendig gemacht

Das Zeitzeugengespräch mit Hans-Jürgen Fink war eine wertvolle Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler der zwölften Klasse. Durch seine persönlichen Erlebnisse und fundierten Kenntnisse wurde die Geschichte des Kalten Krieges greifbar und lebendig. Die Vielzahl der gestellten Fragen zeigte das große Interesse der Klasse an diesem prägenden Abschnitt der deutschen und internationalen Geschichte.

Solche Gespräche sind eine einmalige Gelegenheit, Geschichte nicht nur aus Büchern zu lernen, sondern direkt von Menschen zu erfahren, die sie miterlebt haben.